Schlafparalyse auflösen
Wenn du nach dem Aufwachen unfähig bist dich zu bewegen
Unter Schlafparalyse versteht man das Aufwachen oder Einschlafen mit der plötzlichen, aber vorübergehenden Unfähigkeit, sich zu bewegen – und das bei vollem Bewusstsein.
Sie ist mitunter begleitet von einem Druckgefühl auf der Brust, so als würde jemand oder etwas auf einem sitzen oder man festgehalten werden. Oft wird dieser Zustand von visuellen, akustischen und/oder haptischen Halluzinationen begleitet. Häufig erleben die Betroffenen Gefühle wie Angst und/oder Schrecken.
So stellt die Schlafparalyse in der Regel eine intensive, beängstigende Erfahrung dar, die immer wieder mit Teufeln, Dämonen oder Außerirdischen in Verbindung gebracht wird, doch an sich harmlos ist.
Dämonen, Scham & Trauma
Unter Schlafparalyse leidende Menschen haben oft das Gefühl, dass etwas mit ihnen nicht stimmt. Sie schweigen aus Scham über ihre angstbesetzten, übersinnlich erscheinenden Erfahrungen und leiden im Stillen, um nicht von Familie, Freunden oder Gesellschaft offiziell für verrückt erklärt zu werden.
Doch die Schlafparalyse stellt ein natürliches Phänomen dar. Die Ursachen können vielgestaltig sein, z. B. ein gestörter Schlafrhythmus oder Schlafapnoe (kurzfristige Atemstillstände), aber auch Stress, Drogenkonsum oder große Veränderungen im Leben. Und es gibt Wege, um mit ihr umzugehen bzw. sie zu lösen.
Besonders bei Menschen, die mit Panikstörungen, Trauma oder PTBS zu tun haben und sowieso unter schlechtem Schlaf leiden, steigt die Häufigkeit von Schlafparalyse sprunghaft an (ein Ungleichgewicht im Vegetativen Nervensystem scheint einer der Hauptfaktoren zu sein).
Die Schlafparalyse tritt am häufigsten beim Aufwachen während des hypnopompen Zustands (dem Dämmerzustand zwischen Schlaf- und Wachbewusstsein) auf, manchmal aber auch beim Einschlafen während des hypnagogen (dem Dämmerzustand zwischen Wachzustand und Schlaf) auf.
Besessen, oder doch nicht?
Die Schlafstarre ist ein ganz natürlicher Schutzmechanismus. Sie verhindert, dass du deine Träume, die im Inneren deines Bewusstseins jede Nacht stattfinden, mit deinem physischen Körper in der Außenwelt ausagierst und dich dabei schwer oder tödlich verletzt – sie ist also eine gute Sache.
Beim Aufwachen verschwindet die Lähmung der Skelettmuskulatur sofort und wird normalerweise nicht wahrgenommen. Wird die Lähmung aber dennoch bewusst erlebt, spricht man von einer Schlafstörung und im deutschsprachigen Raum wird in diesem Zusammenhang das Wort Schlafparalyse verwendet. Du befindest dich sozusagen mit einem Bein im Wachzustand, mit dem anderen aber im Reich der Träume – beide Welten sind für den Moment miteinander verschränkt und halluzinatorische Bilder, starke Gefühle und intensive Geräusche aus der Traumwelt können nun deine von außen kommenden Sinneseindrücke überlagern. Dein physischer Körper lässt sich wegen der Schlafstarre nicht bewegen und verhindert so, dass du entsprechend auf die Sinneseindrücke reagieren kannst, was wiederum zu Angst und Schrecken führen kann.
Einige Betroffene reagieren auf die starke Angst, die dieser veränderte Bewusstseinszustand der Schlafparalyse auslösen kann, mit Hyperventilation, die zu einem Engegefühl in der Brust führt. Wenn diese Situation zusammen mit den oben erwähnten visuellen Halluzinationen und den oft gleichzeitig auftretenden lauten Geräuschen erlebt wird, scheint es nun leicht verständlich, warum Menschen in früheren Zeiten wie auch in der Gegenwart davon überzeugt sind, dass dieser Zustand nur durch die Besessenheit eines Dämons, dunkler Mächte oder Außerirdische etc. zustande kommen kann.
Nachtalb und Co.
Sei es der Nachtmahr bzw. Nachtalb im deutschsprachigen Raum (Albtraum ist mit diesem Begriff verwandt), der auf der Brust sitzend seinen Opfern die Luft zum Atmen nimmt und große Angst verbreitet, wie Bakhtak es ihm in der persischen Kultur gleich tut, oder Mokthi, der Teufel auf dem Rücken, im albanischen Volksglauben, der seine Opfer zu Unbeweglichkeit zwingt.
Dann gibt es die bösen Geister Karakura bzw. Kamos aus dem türkischsprachigen Raum, die die Schlafenden festhalten, so dass diese sich nicht mehr bewegen können und um Hilfe ringend nach Luft schnappen müssen. Oder Kaboos كابوس in Ägypten, Ammuttadori auf Sardinien, Bangungot auf den Philippinen – die Liste der Luft und Bewegung raubenden Dämonen ist schier unerschöpflich. Doch sie alle weisen auf den Zustand der Schlafparalyse und damit auf ein ganz menschliches Phänomen hin, das in vielen Kulturen auf der ganzen Welt mit unterschiedlichen Namen bekannt ist.
Zum Glück wissen wir heute, dass Schlafparalyse ein neurologisch erklärbares Phänomen ist und wir sie nicht fürchten müssen, da es Wege gibt, sie aufzulösen bzw. sie zu transformieren. Die Dämonen aus der Vergangenheit können also guten Gewissens ruhen. 😴
Schlafparalyse Auflösen oder Transformieren
Um die Schlafparalyse zu lösen, atme lang und langsam aus, während du gleichzeitig ein stimmhaftes “Sssss” zischt (dein Atemtrakt ist von der Starre ausgenommen!). Die Vibrationen und die Aktivierung des Parasympathikus durch das lange und langsame Ausatmen werden deinen Körper aus der Starre lösen und deinen Geist beruhigen.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, bei der Erfahrung der Schlafparalyse zu bleiben, aber ihren Inhalt bewusst zu verändern. Wie soll das gehen? Die Halluzinationen entstehen aus unserem Geist heraus und spiegeln die innere Umgebung unserer Psyche wider, die wiederum während der Schlafparalyse in der Regel von Angst und Schrecken geprägt ist. Die einen erleben Visionen von Dämonen oder Außerirdischen, andere hingegen die unter einem Trauma leiden, erleben womöglich Visionen der traumatischen Erfahrung wieder.
Wenn es uns jedoch gelingt, den Schwerpunkt unserer Innenwelt von Angst zur Liebe hin zu verschieben, können wir hautnah miterleben, wie sich die vor unseren Augen abspielenden Halluzinationen von Dämonen und üblen Geistern in positive, lichtvolle Erscheinungen verwandeln oder sich in Luft auflösen.
So einfach und unglaubwürdig es auch klingen mag: Wenn wir unseren Fokus auf ein positives Gefühl ausrichten, wird sich dies direkt auf die Erfahrungen der Schlafparalyse auswirken. Das ist natürlich leichter gesagt als getan und verlangt einiges an Mut und Übung. Aber es erklärt auch, warum in vielen Kulturen Beten als äußerst wirkungsvolles Mittel gegen Schlafparalyse empfohlen wird. Die Kraft des Gebets darf in diesem Zusammenhang keinesfalls unterschätzt werden.
Sprungbrett für Klarträumer
Noch ein Hinweis für die Übenden des Traum-Yogas, die Schlafparalyse kann als ausgezeichnetes Sprungbrett für einen Klartraum genutzt werden: Bleib ruhig und entspanne deinen Geist. Wisse, dass du kurz davor stehst, in einen Traum bei vollem Bewusstsein einzutreten (Drop-In-Technik).
Bye Bye Schlafparalyse
Langfristig lässt sich die Schlafparalyse am besten dadurch verhindern, dass man das eigene Stress- und Angstlevel tagsüber durch Übungen senkt und gleichzeitig die schlechten Schlafmuster verbessert, von der sie höchstwahrscheinlich ausgelöst werden. Atemtechniken zur Beruhigung und Methoden zur Entspannung sind daher empfehlenswert.